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The Rudolf Steiner Archive

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World and Life Views of the 19th Century
GA 18a

Translated by Steiner Online Library

Outlook

The scientific worldview is based on the idea of evolution. Those who are imbued with this idea seek to understand the emergence of facts in the world. However, they are convinced that a fact that gives rise to another fact does not drive it forth because it is already preformed in it in a certain way. This worldview knows nothing of such purposefulness. It finds neither in reality nor in the idea that what comes later is already present in what came before “in potential” (cf. above $. 43 ff. [269 ff.]). This later is a new formation in the fullest sense of the word. Man now develops within himself, in relation to the things and events he encounters in the world, in art, in his actions, in his knowledge, a new world. He permeates reality with his ideas, with the formations of his inner life. Only such a worldview will think in terms of the idea of development, which also sees the creations of the spirit as completely new formations. Such a worldview will not search for ideas in human knowledge that already exist in some form in things, or that correspond to something actual in things (a “thing in itself,” a “will,” etc.). The adherent of such a worldview is aware that the ideal, the thought, has no other life than an ideal, a mental one. "In thinking, we hold the events of the world by a thread, where we must be present if something is to come about. And that is precisely what matters. That is precisely why things appear so mysterious to me: because I am so uninvolved in their coming into being. I simply find them there; but in my thinking, I know how they are made. Therefore, there is no more original starting point for observing all world events than thinking.“ (See my ”Philosophy of Freedom: Outline of a Modern Worldview," Berlin 1894) When I penetrate things with my thoughts, I add to them something that I have experienced in my own essence. The essence of things does not come to me from them, but I add it to them. I create a world of ideas that I consider to be the essence of things. Things receive their essence through me. It is therefore impossible to ask about the essence of being. In recognizing ideas, nothing that has permanence in things is revealed to me. The world of ideas is my experience. It exists in no other form than that which I experience. Even if the monkey gradually develops from marsupials, there is still nothing in marsupials that can be regarded as the essence of the monkey. Similarly, the essence of things that I develop in addition to things is not yet present in things in any way. Through his cognition, man continues the events that lie before cognition; but he does not extract anything from them. (I have attempted to present a worldview in accordance with the idea of development in this sense in my “Philosophy of Freedom.”) Anyone who, because we cannot penetrate things with our cognition, is led to agnosticism and speaks of “limits of cognition” appears like someone who denies the monkey's existence or speaks of the limits of its being because he cannot extract this being from the marsupials, but rather superimposes it as a new impulse of previous development. And just as little as the ideas of things, man cannot derive the ultimate motives of his actions from any external thing. He adds them as a new formation of the world. The idea of development thus gains a conception of freedom in that it allows human action to arise nowhere as a preformed entity, but as a free creation by man. In Germany, the beginnings of such a way of thinking can be found in J. Frohschammer (“Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses” [Imagination as the Basic Principle of the World Process], Munich 1877). He understands imagination as that which is expressed in the development of all things and processes. Since imagination is a creative principle, it can be used to develop an idea of development that believes not in the unfolding of what already exists, but in continuous new creations. Robert Schellwien (“Der Geist der neuern Philosophie,” 1895-1896) is also close to this way of thinking. In France, Emile Boutroux (born 1845) outlined a worldview that is in harmony with the idea of development (“De la contingence des lois de la nature,” Paris 1874; “De l'idée de loi naturelle,” Paris 1895). For him, too, the later is in no way present in the earlier; he considers it downright coincidental that the higher develops from the lower.

Only through an idea of freedom in the sense of the concept of development can the weak-minded confession be overcome to which every view must come that seeks the essence of things not in man but outside him. Th. Ribot has put this weak-minded confession into words: “The ‘I’ states a fact, but it does not create it.” (“Der Wille” [The Will], Berlin 1893)

Ausblick

Die naturwissenschaftliche Weltanschauung hat zu ihrer Grundlage die Entwickelungsidee. Wer von dieser Idee durchdrungen ist, sucht das Hervorgehen der Tatsachen in der Welt auseinander zu begreifen. Er ist aber überzeugt, dass eine Tatsache, die eine andere aus sich hervorgehen lässt, diese nicht deswegen aus sich hervortreibt, weil sie schon in einer gewissen Weise in ihr vorgebildet ist. Von einer solchen Zielstrebigkeit weiß diese Weltanschauung nichts. Sie findet weder der Wirklichkeit noch der Idee nach das Spätere in dem Früheren «der Anlage nach» vorhanden (vgl. oben $. 43 ff. [269 ff.]). Dieses Spätere ist eine Neubildung im vollsten Sinne des Wortes. Der Mensch entwickelt nun in sich, zu den Dingen und Vorkommnissen, die ihm in der Welt entgegentreten, in der Kunst, in seinem Handeln, in seiner Erkenntnis eine neue Welt. Er durchdringt die Wirklichkeit mit seinen Ideen, mit den Gebilden seines Innenlebens. Nur eine solche Weltanschauung wird im Sinne der Entwickelungsidee denken, die auch in den Hervorbringungen des Geistes vollkommene Neubildungen sieht. Eine solche Weltanschauung wird in der menschlichen Erkenntnis nicht nach Ideen suchen, die in irgendeiner Form in den Dingen schon vorhanden sind, oder denen in den Dingen etwas Tatsächliches (ein «Ding an sich», ein «Wille» usw.) entspricht. Der Bekenner einer solchen Weltanschauung ist sich bewusst, dass das Ideelle, der Gedanke kein anderes Leben haben, als ein ideelles, ein gedankliches. «Im Denken halten wir das Weltgeschehen an einem Zipfel, wo wir dabei sein müssen, wenn etwas zustande kommen soll. Und das ist doch gerade das, worauf alles ankommt. Das ist gerade der Grund, warum mir die Dinge so rätselhaft gegenübertreten: dass ich an ihrem Zustandekommen so unbeteiligt bin. Ich finde sie einfach vor; beim Denken aber weiß ich, wie es gemacht wird. Daher gibt es keinen ursprünglicheren Ausgangspunkt für das Betrachten alles Weltgeschehens als das Denken.» (Siehe meine «Philosophie der Freiheit. Grundzüge einer modernen Weltanschauung», Berlin 1894) Wenn ich mit meinen Gedanken die Dinge durchdringe, so füge ich also ein seinem Wesen nach in mir Erlebtes zu den Dingen hinzu. Das Wesen der Dinge kommt mir nicht aus ihnen, sondern ich füge es zu ihnen hinzu. Ich erschaffe eine Ideenwelt, die mir als das Wesen der Dinge gilt. Die Dinge erhalten durch mich ihr Wesen. Es ist also unmöglich, nach dem Wesen des Seins zu fragen. Im Erkennen der Ideen enthüllt sich mir gar nichts, was in den Dingen einen Bestand hat. Die Ideenwelt ist mein Erlebnis. Sie ist in keiner anderen Form vorhanden als in der von mir erlebten. Wenn auch der Affe sich aus den Beuteltieren allmählich entwickelt, so ist doch in den Beuteltieren noch nichts vorhanden, was schon als Wesen des Affen zu betrachten wäre. Ebenso wenig ist das Wesen der Dinge, das ich zu den Dingen hinzuentwickele, schon in irgendeiner Weise in den Dingen vorhanden. Durch sein Erkennen setzt der Mensch die vor dem Erkennen liegenden Vorkommnisse fort; aber er holt aus ihnen nichts heraus. (Ich habe eine in diesem Sinne mit der Entwickelungsidee im Einklang stehende Weltanschauung in meiner «Philosophie der Freiheit» darzustellen versucht.) Wer deswegen, weil wir mit unserem Erkennen nicht in die Dinge hineindringen können, zum Agnostizismus geführt wird und von «Grenzen des Erkennens» spricht, der erscheint wie jemand, der dem Affen sein Dasein bestreitet, oder von den Grenzen seines Seins spricht, weil er nicht aus den Beuteltieren dieses Sein herausholen kann, sondern es als einen neuen Trieb der vorhergehenden Entwickelung aufsetzt. Und ebenso wenig wie die Ideen der Dinge kann der Mensch die letzten Grundmotive seines Handelns aus irgendeinem äußeren Ding herholen. Er fügt sie als Neubildung der Welt hinzu. Die Entwickelungsidee gewinnt dadurch eine Vorstellung von der Freiheit, dass sie das menschliche Handeln nirgends vorgebildet sein, sondern als freie Schöpfung durch den Menschen entstehen lässt. In Deutschland sind Anfänge zu einer solchen Vorstellungsart bei J. Frohschammer vorhanden («Die Phantasie als Grundprinzip des Weltprozesses», München 1877). Er fasst die Phantasie als dasjenige auf, was sich in der Entwickelung aller Dinge und Vorgänge zum Ausdruck bringt. Da die Phantasie ein schöpferisches Prinzip ist, so kann mit ihr eine Entwickelungsidee rechnen, die nicht an ein Auswickeln von schon Vorhandenem, sondern an fortwährende Neuschöpfungen glaubt. Auch Robert Schellwien («Der Geist der neuern Philosophie», 1895-1896) steht dieser Denkweise nahe. In Frankreich hat Emile Boutroux (geb. 1845) eine mit der Entwickelungsidee im Einklange stehende Weltanschauung gezeichnet («De la contingence des lois de la nature», Paris 1874. «De l’idée de loi naturelle», Paris 1895). Das Spätere ist auch für ihn in keiner Weise in dem Früheren vorhanden; er betrachtet es geradezu als Zufall, dass sich Höheres aus Niederm entwickelt.

Durch eine Freiheitsidee im Sinne des Entwickelungsgedankens kann allein das schwachmütige Bekenntnis überwunden werden, zu dem jede Anschauung kommen muss, die das Wesen der Dinge nicht im Menschen, sondern außerhalb desselben sucht. Th. Ribot hat dieses schwachmütige Bekenntnis in die Worte gekleidet: «Das «Ich wilb konstatiert eine Sachlage, aber es schafft keine solche.» («Der Wille», Berlin 1893)